Sehr geehrte Damen und Herren,
am 2. Juni 2025 wurden zwei neue Stolpersteine vor der Bücherei Seevetal in Meckelfeld verlegt. Sie erinnern an die Seevetaler Opfer des Nationalsozialismus, Martha Dölle und Adolf Wendt junior. Menschen aus unserer Gemeinde, deren Leben durch die Gewaltherrschaft der Nazis tragisch beendet wurden.
Der Tag begann mit einer bewegenden Gedenkveranstaltung, die vom Gymnasium Meckelfeld ausgerichtet wurde, das auch die Patenschaft für die neuen Stolpersteine übernimmt. „Mit dieser Aktion leisten wir einen würdigen Beitrag zum NS-Gedenken“, betonte Schulleiter Olaf Lakämper. „In einer Zeit, in der die Erinnerung an die NS-Zeit manchmal in Frage gestellt wird, ist es umso wichtiger, sich aktiv mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen. Nur so können wir sicherstellen, dass solche Gräueltaten nie wieder geschehen.“
Während der Gedenkstunde vor den Stolpersteinen dankte Lakämper allen, die diesen Tag möglich gemacht haben. Besonders den Schülerinnen und Schülern gab er den Appell mit auf den Weg: „Nie wieder ist jetzt, bedeutet auch im Alltag gegen Diskriminierung und Hass einzustehen. Eure Aufgabe ist es, laut zu sagen: ‚Stopp! Das geht zu weit!‘“
Die jungen Stimmen aus der Klasse 9b des Gymnasiums, Lukas von Rekowski und Lukas Kampers, porträtierten Martha Dölle und Adolf Wendt und berichteten eindrucksvoll vom perfiden System der Euthanasie und der unmenschlichen Sicherheitsverwahrung unter der Nazi-Herrschaft. Ihre Worte ließen die Vergangenheit lebendig werden und erinnerten uns daran, wie wichtig es ist, wachsam zu bleiben.
Musikalisch umrahmte der Musikkurs 12 unter Leitung von Martin Schönefeld das Programm mit dem berührenden Stück „Eine friedliche Botschaft“ von Richard Roblee. Mit dabei waren auch Fachleiter Geschichte Steffen Schulz (Kooperation Gedenkstätte Neuengamme), Sarah Vogler von der Bücherei Seevetal und Dr. Jörn Lindner von der Gemeinde.
Bürgermeisterin Emily Weede sprach mit Nachdruck: „Viele Familien verschweigen noch heute die Opfer des Naziregimes in ihrer Geschichte. Ich wünsche mir, dass die Verlegung der Stolpersteine heute ein Anstoß ist, stolz auf mutige Familienmitglieder zu sein, die sich gegen den Faschismus gestellt haben.“ Sie erinnerte daran, dass die Opfer des Nationalsozialismus ein Recht auf Leben hatten – ein Recht, das ihnen durch das Nazi-Regime genommen wurde. „Wir müssen heute aufpassen, dass dieses Recht nicht wieder infrage gestellt wird.“
Die neuen Stolpersteine vor der Bücherei ehren Martha Dölle, die Opfer der sogenannten „Euthanasie“ wurde, sowie Adolf Wendt, der im KZ Neuengamme an den Folgen unmenschlicher Haftbedingungen starb. Gunter Demnig, der Künstler aus Berlin, der diese Steine verlegt, betonte: „Es ist so wichtig, die Namen wieder sichtbar zu machen. Die meisten dieser Opfer haben weder Gräber noch Grabsteine. Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Das ist gerade für Angehörige sehr wichtig.“
Bislang liegen 116.000 Stolpersteine in über 1860 Kommunen in 31 europäischen Ländern, die meisten davon in Deutschland. Das Kunstdenkmal ist somit das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Der erste Stolperstein in der Gemeinde Seevetal wurde 2021 vor dem Rathaus gesetzt.
Der Tag begann bereits am Vormittag mit einer Lesung in der Bücherei, bei der die Jugendbuchautorin Cornelia Franz aus ihrem neuen Werk „Goldene Steine“ las – ein Buch, das die Bedeutung der Stolpersteine auf kreative Weise vermittelt und junge Menschen zum Nachdenken anregt.
Am Abend rundete Dr. Jörn Lindner vom Gemeindearchiv die Veranstaltung ab, indem er erste Ergebnisse seines Forschungsprojekts „Seevetal im Nationalsozialismus“ präsentierte. Die lebhafte Diskussion, die sich daraus entwickelte, zeigte, wie relevant das Thema heute noch ist – von aktuellen politischen Entwicklungen bis hin zu Herausforderungen in den sozialen Medien.
Ein Video zur Stolpersteinverlegung finden Sie auf den Social-Media-Kanälen der Gemeinde Seevetal unter: www.instagram.com/gemeindeseevetal oder